Meltingen Kirche Maria im Hag
Erhoben über Meltingen steht die Wallfahrtskirche Maria im Hag. Sie ist so etwas wie die kleine Schwester von Mariastein. Heute zeigt sie verschiedene Aspekte der Maria. Zugleich liegt Meltingen günstig für weitere Ausflüge zwischen Chaltbrunnental, Kloster Beinwil und Schlossruine Gilgenberg.
Der Bus bringt mich bis zur Station Meltingen, Gemeindezentrum. Den grossen Brunnen im Rücken, folge ich der Hauptstrasse und gehe «Beim Bad» rechts. Nach wenigen Schritten sehe ich links das alte Kurhaus Bad Meltingen, daher also der Strassenname! Eine Tafel verweist auf die Verwendung des Meltinger Mineralwassers für Trinkkuren, eine Tradition, die auf das Jahr 1450 zurückführt. Von 1928 bis 1990 wurden zudem Limonaden unter dem Markennamen ‹Meltina› vertrieben. Die Quelle selbst wird von der Gemeinde noch gepflegt und speist den Ibach, der durch das Kaltbrunnental fliesst. Heute wird das vormalige Kurbad von einer Wohngruppe genutzt.
Die Strasse geht über in Erlenach N, bis einige Laternen später rechterhand auf einer Anhöhe ein Kirchturm sichtbar wird. Er gehört zum Hauptziel meines Ausflugs: die Kirche Maria im Hag.
Sie zählt zu den Wallfahrtskirchen und ist über den Pfarrhausweg per Fuss aufwärts zu erreichen. Dass sie zu einem Ort der Verehrung Marias wurde, geht auf eine Legende zurück. Barbara von Breitenlandenberg, genannt Agatha, Frau des Ritters Hans Imer (auch: Johann Hymer) von Gilgenberg, verlor bei einem Spaziergang durch einen Windstoss ihren Schleier. Ein Jahr (einer anderen Überlieferung nach: Wochen) später bei einem weiteren Spaziergang sah ein Mädchen just diesen Schleier über einer Mariadarstellung, die in einem Holunderstrauch verborgen war. Daraufhin beschloss das Paar, hier, auf der Anhöhe, eine Kirche errichten zu lassen und die Mariafigur darin aufzustellen.
Allerdings scheint dieser Stiftungsbau kein völliger Neubau zu sein, sondern ein Aufgreifen, Verändern und Weiterentwickeln verhandener Bausubstanz wie beispielsweise Turm, Chor und Sakristei. Erwähnt wird die Kirche 1375 in einer Urkunde, wobei vermutlich aus dieser Zeit keine Bausubstanz mehr überliefert ist.
Die Marienstatue am rechten Altar sei die Figur, die einst im Hag gefunden worden war und die den Jahresfesten entsprechend gekleidet ist, angeblich aus dem einst verloren gegangenen Tuch, eine typische Gnadenfigur. Gnadenfiguren wurden durch Anrufung beispielsweise für Seelenheil und Trost Anlass für Wallfahrten. Und so wurde die Kirche Maria im Hag zu einer Wallfahrtskirche (wovon auch die Altarschrift «Maria im Hag, die alles vermag» zeugt). Aufgrund des reichen Stroms an Wallfahrenden wurde die Kirche schließlich 1727 verbreitert, 1903 das Schiff verlängert.
Der Wallfahrtsort bietet weitere Mariendarstellungen, etwa beim linken Seitenaltar die Schmerzensmutter (Pietà) und seit 2015 eine spätbarocke Maria mit Kind (Mondsichelmadonna) mit Verweis auf die Geburt des Erlösers in apokalyptischer Zeit sowie eine Maria aus der Empirezeit (Jesus-Kind auf einer über Wolken schwebenden Erdkugel). Zu den weiteren Kunstwerken gehört eine Holzskulptur des Johannes (um 1440) sowie farbige Glasfenster etwa mit dem Stifterpaar und der Heiligen Agatha und Katharina von 1519.
Jüngere Renovierungen erfolgten 1925, von 1964 bis 1968 und 1982. In den 1960er-Jahren fand sich eine Fensternische mit Bildfragmenten aus dem 15. Jahrhundert (um 1460) und ein Sakramentshäuschen. 1994 wurde dann manches wieder freigelegt, etwa die Dreifaltigkeitsmalerei von 1893 oberhalb des Chorbogens zum Schiff und die Malerei eines Engelkopfes von 1850 im Chorbogen selbst. 2015 wurde die Kirche zuletzt restauriert.
Von hier aus kann man weitere Ausflüge machen, sei es themenverwandt zum Kloster Beinwil beziehungsweise zur Schlossruine Gilgenberg oder durch das Chaltbrunnental.
Quellen
Buch ‹Sagen der Schweiz. Solothurn›, herausgegeben von Peter Keckeis, Ex Libris Verlag, Zürich1987
Gemeinde Meltingen
Artikel ‹Bekanntes neu interpretiert in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria im Hag in Meltingen› von Laura Heyer
Text und Fotos: Sebastian Jüngel