Das Kloster Mariastein vereint Kontemplation und Glaubenserfahrung, sinnliche Erlebnisse und zahlreiche kunsthistorische Zeugnisse. 2021 feierte es 50 Jahre staatsrechtliche Wiederherstellung nach Aufhebung seiner Selbstständigkeit 1874. Das Kloster hat eine reiche Geschichte, dient auch heute als Wallfahrtsort und ist darüber hinaus ein Kulturort mit Konzerten, Ausstellungen und seit 2017 einem Adventsmarkt.
Text Sebastian Jüngel / Fotos Kloster Mariastein
Würdig erhebt sich die Klosteranlage über einem Felsen (‹Maria-Stein›) auf der Hochebene zwischen Flüh und Metzerlen. Ausserhalb der Klosteranlage zu sehen ist der Weiler Mariastein mit Wohnhäusern, Restaurants, dem Klosterhotel Kreuz, dem Bauernhof und einem Devotionalienladen. Der Klosterplatz vor der Klosterkirche wird von der beeindruckend klaren klassizistischen Fassade von Jakob Begle geprägt. Das Benediktinerkloster Mariastein steht im besten Sinne zwischen Tradition und Aufbruch.
Der historische Anfang liegt in Beinwil. Hier gründete Abt Esso mit Mönchen aus dem Reformkloster Hirsau um 1100 eine Niederlassung; sie wird 1648 zur schon bestehenden Wallfahrtsstätte Mariastein verlegt, nun verbunden mit einer Klosterschule.
Links von der Klosterkirche gelangt man in einen Gang, der zur Gnadenkapelle führt. Zahlreiche Votivtafeln mit Danksagungen machen darauf aufmerksam, dass der Ort für Pilgerinnen und Pilger auch heute noch eine grosse Bedeutung besitzt.
Mit der Gnadenkapelle hat es folgende Bewandtnis: Eine Legende erzählt davon, dass sich, 1442 erstmals bezeugt, vielleicht schon 100 Jahre früher, eine Mutter in einer Höhle von anstrengender Arbeit ausruhte. Währenddessen hütete ihr Kind das Vieh, kam am Felsvorsprung zu Fall und wurde – wie es berichtete– von einer Frau in weissem Kleid aufgefangen. Die Erscheinung wurde für Maria gehalten. Später entsteht über der Höhle eine Kapelle.
Auf dem Weg zur Gnadenkapelle geht es rechterhand zur Siebenschmerzenkapelle. Sie nimmt Bezug auf den Sturz von Hans Thüring Reich von Reichenstein 1541, den er nur wenig verletzt überlebte.
Zurück zum Gang, geht es nun 59 Stufen herab zur Gnadenkapelle mit dem Gnadenbild ‹Mutter vom Trost›, auch die ‹lächelnde Madonna› genannt. Je nach Kirchenjahr und Fest erhält sie neue Kleider – es gibt rund 20 verschiedene, unter anderem von Pilgernden gestiftete Gewänder. Hier bitten die Menschen um den Segen und Unterstützung dafür, was sie sich wünschen, erhoffen, benötigen oder sie danken für eine Rettung aus der Not.
Zurück zur Klosterkirche (Basilika), betritt man die Vorhalle mit Literatur und Postkarten; der Innenraum der Kirche besticht durch lichtes Weiß und feierlichem Gold. Die Kirche wurde 1648 bis 1655 von Urs Altermatt errichtet und erfuhr seither mehrere Umgestaltungen. Die dreischiffige Basilika vereint ein spätgotisches Netzgewölbe im Chor, hochbarocke Elemente wie die Holzkanzel rechts mit Apostelfiguren (1733), das schmiedeeiserne Chorgitter (1695) und den Hochaltar (1680) sowie Deckengemälde und Bilderzyklus von Lothar Albert aus den Jahren 1931 bis 1933. Hinter dem linken Seitenaltar befindet sich die St. Josefs-Kapelle.
Musikgeschichtlich Interessierte finden hier zwei Orgeln. Die eine war ursprünglich die 1836 von Johann Burger auf der Empore der Klosterkirche eingerichtete neue Orgel; 1978 wurde sie ersetzt und hat heute drei Manuale und 39 Register. Auf der nördlichen Seite des Mönchschores steht seit 2001 eine Chororgel im Chorgestühl, die auch zusammen mit der grossen Orgel eingesetzt werden kann. Die Gnadenkapelle verfügt über eine eigene Orgel von 1824, die von Roman Steiner 1988/89 neu gebaut wurde. Zum Kloster gehört übrigens eine Musiksammlung mit Musikmanuskripten und -drucken.
Erreichbarkeit: Das Kloster Mariastein ist mit dem öffentlichen Verkehr gut über die Busstation Mariastein, Klosterplatz, erreichbar. Man kann auch den Parkplatz an der Flühstrasse zum Parkieren des eigenen Fahrzeugs nutzen.
Wer gut zu Fuss ist, kann von der Tramstation Flüh, Bahnhof, zum Kloster hochwandern. Der Weg führt rechts kurz über die Hauptstrasse den Steinrain aufwärts. Nach etwa einer guten Viertelstunde befindet sich rechts im Felsen eine erste Andachtsstätte für Maria. Etwas später beginnt rechts der St. Annaweg mit 14 Stationen des Kreuzweges und Darstellungen von Ferdinand Schott aus dem Jahr 1956. Der Kreuzweg geht auf das 17. Jahrhunder zurück – wie auch die sechseckige Kapelle St. Anna (um 1691), die an das ältere Altarhäuschen (mit Fresken aus dem 15. und 17. Jahrhundert) angebaut wurde. In der Kapelle befinden sich Statuen von St. Anna Selbdritt, Johannes dem Täufer und dessen Vater Zacharias.
Über den Klosterplatz kommt man zum Klosterladen mit Erfrischungen und Devotionalien.
Doch zurück zum religiösen Leben. Die Pforte am rechten Eingang zur Klosterkirche ist Anlaufstelle für Anliegen wie Segnungen und Wallfahrt. Für die Wallfahrt gibt es einen eigenen Gottesdienst- und Festkalender.
Link zum Kloster Mariastein