Bakelit-Museum Breitenbach
Aus einer Begeisterung wurde ein Lebensthema: Jörg Josef Zimmermann war schon immer Sammler – bis er auf Objekte aus Bakelit stiess. Heute sind es rund 10.000 Objekte. Sie geben einen Einblick in die Vielseitigkeit dieses Kunststoffes.
Jörg Josef Zimmermann hat schon immer Gegenstände gesammelt. Dabei interessierte er sich nicht zuletzt auch für Schrifttypen und Firmenlogos, für Artdeco. Eines Tages musste er feststellen, dass ein überladener Glastisch mit Aschenbechern zusammengebrochen war. Alles war kaputt gegangen, nicht aber die Hülle für eine Schoppenflasche, eine Kaffeemühle und ein Radio. Ihnen gemeinsam war der Werkstoff Bakelit. Unabhängig davon faszinierte den Sammler die besondere Oberflächentextur mit ihren Zufallsmustern (Marmorierung), entstanden aus Beimischungen aus Holz, Gesteinsmehl oder Textilfasern.
Eine neue Leidenschaft war entfacht, er sammelte mit seiner Partnerin bewusst Objekte aus Bakelit. Dazu gab es Zufallsfünde aus dem Sand von Spielplätzen, gezielte Käufe auf Flohmärkten und Angebote an ihn als Sammler. Heute umfasst die Sammlung rund 10.000 Gegenstände. Seit 1. Mai 2022 ist diese auf dem Firmengelände der Firma brac zugänglich, erreichbar über die Busstation Breitenbach, Bandfabrik. Dabei hat das Schicksal gut mitgespielt. Denn brac stellt ebenfalls thermo- und duroplastische Teile her – Bakelit ist ein duroplastischer Kunststoff.
Erfunden hat ihn 1905 Leo Hendrik Baekeland, der auch zum Namensgeber wurde („Baeke“ und „-lit(h)“, griechisch für „Stein“). Der belgisch-amerikanische Chemiker machte sich dabei einen Abfallstoff der Steinkohlendestillation zunutze, das Phenol, ein kristalliner Feststoff. Der Name ‹Phenol› verweist auf das Leuchtgas, das wie Steinkohleteer bei der Produktion von Koks entsteht. Zusammen mit Formaldehyd (aus der Holzverkohlung) und nach Entfernen des Wassers bleibt eine weiche, warme (Kunstharz-)Masse zurück.
Nach einer ersten Aushärtung wurde ein Granulat erzeugt, das gut transportierbar war. Durch Druck in einer Presse und Zufuhr von Wärme härtet das in die gewünschte Formen gebrachte Material dann aus. Das Ergebnis der zuvor beliebig formbaren Masse ist nun ein harter Gegenstand aus Bakelit.
Leo Hendrik Baekeland hat das Verfahren 1907 patentieren lassen; am 25. Mai 1910 erfolgte mit den Rütgers-Werken die Gründung des Unternehmens Bakelite in Erkner bei Berlin. Das Ablaufen der Patentschutzzeit führte zur weiteren Ausbreitung des Bakelit auch durch Firmengründungen anderer.
Die Materialeigenschaften wie zunächst Formbarkeit, dann aber Beständigkeit gegenüber mechanischen, chemischen und thermischen Einwirkungen erlaubt einen Einsatz in elektrischen Leitungen und Geräten sowie als wetterbeständige Lacke beispielsweise für Flugzeugflügel. Darüber hinaus entstand ein reicher Einsatzbereich in Haushalt, Industrie, Freizeit und als Modeschmuck. Davon zeugt die Sammlung Zimmermann.
Hier sind thematisch beispielsweise Spielzeuge, elektrische Geräte und Autobestandteile zu sehen. Von Themenregal zu Themenregal werden neben Erfindungsreichtum auch die Designideale der Bakelit-Jahrzehnte deutlich. Auch heute noch werden Produkte aus Bakelit produziert, etwa Schaltersysteme.
Dass Kunststoffe wegen ihrer Haltbarkeit auch problematische Seiten haben, ist Jörg Josef Zimmermann bewusst, so verweist er beispielsweise auf eine Ausstellung zur problematischen Seite von Kunststoffen im Vitra-Design-Museum (2022).
Informationen
Öffnungszeiten Samstag und Sonntag, 14 bis 17 Uhr, Eintritt: 5 Franken (Stand: Mai 2022)
Adresse: Bakelite-Museum, Passwangstrasse 35-4, 4226 Breitenbach
Web: bakelit.ch und mybasel.space/de/tour/bakelit
Virtuelle Besichtigung durch den alten Standort auf tripadvisor.
Propagandafilm ‹Bakelite. Der Stoff der tausend Möglichkeiten›
Quellen
Wikipedia
Vitra-Design-Museum
Text und Fotos (noch während des Einrichtens): Sebastian Jüngel
[…] Auch sehenswert vor Ort Libellenbrunnen Bakelitmuseum […]