Heimatmuseum Schwarzbubenland
Immer am Sonntag nach Ostern öffnet die alte Dornacher Kirche als Heimatmuseum Schwarzbubenland ihre Türen. Die Objekte stammen aus der Prähistorie, dem Mittelalter und reichen bis in die Gegenwart; sie erzählen vom Alltag, sind Zeugnisse kriegerischer Zeiten und stellen Dornach in die Weltgeschichte.
Das Heimatmuseum Schwarzbubenland hat seinen Standort in der seit 1301 belegten Dorfkirche St. Mauritius, erreichbar via Bahnhof Dornach-Arlesheim mit dem Postbus Nummer 66 und 67 bis Station Museumsplatz. Seit 1949 zeigt es Objekte aus verschiedensten Lebensbereichen. Diese werden durch die ausserordentliche Führung von Hans Voegtli vor Eröffnung des Museums nach Ostern lebendig: Objekte erzählen Geschichte!
Die Kirche selbst trägt zur Ausstellung mit ihrem gotischen Chor und Wandmalereien bei, gestiftet 1597 von Hans Gibelin, dem Landvogt auf Dorneck von 1593 bis 1599. Zu sehen sind beispielsweise eine Kreuzigung und die Kreuzabnahme. Auch befindet sich im Chor das Orginal der Brückenskulptur Nepomuk von Berlinger aus Au im Bregenzerwald, aufgestellt 1735 – sie überstand den legendären Brückeneinsturz von 1813, der 37 Menschenleben forderte.
Zugleich schränkt die Beschaffenheit des Kirchenbaus die Ausstellungsmöglichkeiten ein: ohne Wasseranschluss kein Café, aufgrund der Kirchenfenster weniger Wandfläche für Aufhängungen von Bildern und ohne Heizung eingeschränkte Zeiträume für die Öffnung des Museums.
Die Sammlung zeigt aber dennoch viele Aspekte des Lebens im Schwarzbubenland mit einigen Besonderheiten wie die Glocke aus dem 14. Jahrhundert, eine der ältesten im Kanton Solothurn. Der „Kleine Führer durch das Museum mit ausgewählten Objekten“ schliesst nicht aus, dass „sie schon bei der Schlacht bei Dornach geläutet“ habe.
Auf dem der Kirche einst gestifteten Taufstein aus der Zeit um 1470 ist das heutige Wappen Dornachs und des Bezirks Dorneck zu sehen, die beiden abgekehrten Angeln; zugleich ist dieses Exponat aus rotem Sandstein der älteste datierbare Taufstein im Kanton. Aus einem quadratischen Grundriss bildet sich durch Formveränderungen schliesslich die achteckige Schale.
Prominenz verleihen dem Museum die letzten Ruhestätten der gefallenen Anführer des Schwabenheeres sowie eines einst prominenten Wissenschaftlers.
Ein Schwerpunkt liegt denn auch auf der Schlacht zur Dornach am 22. Juli 1499 (Schlachtdenkmal Dornach; Film „Dornach 1499“). Zu sehen sind Originalwaffen, insbesondere Langlanzen, eine eidgenössische Spezialität.
Begraben ist hier aber auch Pierre-Louis Moreau de Maupertuis (1689 bis 1759). Der französische Physiker, Mathematiker und Forscher hatte sich unter anderem mit der Gestalt der Erde beschäftigt und war Präsident der Berliner Akademie unter König Friedrich II. Während eines Aufenthalts in Basel, wo er einst bei Johann I Bernoulli unter anderem Infinitesimalrechnung studiert hatte, wurde er schwer krank, ahnte seinen nahen Tod und verfügte, in katholischem Boden beerdigt zu werden – und da war die Dornacher Gemeinde die nächste Gelegenheit: Hier wurde er am 28. Juli 1759, einen Tag nach seinem Tod, in der St. Mauritiuskirche beigesetzt. (Ein weiterer Bezug zu Basel ist die Kopie des Sarkophag-Deckels des Grabmals Rudolf von Thiersteins aus dem Basler Münster, er hatte der St. Mauritiuskirche finanziell zur Anstellung eines Vikars verholfen und ist 1318 gestorben.)
Die Bedeutung der Forschung wird auch anhand von Objekten zum Geologen, Paläontologen und ersten Erforscher des Juras und Namensgeber für den Gresslyosaurus, Amanz Gressly (1814-1865), deutlich. Zudem ist die Fauna anhand vieler ausgestopfter heimischer Vögel zu erkunden.
Die Kultur ist in Form einer Klarinette und vor allem des literarischen Schaffens von Autorinnen und Autoren des Schwarzbubenlands seit dem 19. Jahrhundert in einem Bücherschrank präsent.
Im Aussenbereich stehen in einer Remise Fahrzeuge aus der Zeit, bevor sich das Auto und der Bus durchsetzten, etwa Kutschen der Post und des Abts von Mariastein, ein Totenwagen, eine Feuerwehrspritze.
Weitere Exponate zeigen hier, dass auch Dornach einmal ein Weinbaudorf war. Mit der Verbreitung der Reblaus um die Jahrhundertwende in den 1900 Jahren gaben jedoch viele Winzer auf, wobei Andres Altwegg in der Schweizer Zeitschrift für Obst und Weinbau „Die Rote“ Nr. 1/2020 differenzierter auf den diesbezüglichen Strukturwandel in der Schweiz blickt. Andere Objekte laden ein, Handwerke anhand ihrer Arbeitsmittel kennenzulernen, seien es Amboss, Ölmühle oder eine Schumachernähmaschine.
Öffnungszeiten (Sonntag nach Ostern bis zum letzten Sonntag im Oktober): sonntags, 15 bis 17 Uhr (bei allgemeinen Feiertagen wie Pfingsten und Eidgenössischen Bettag geschlossen). Führungen für Gruppen nach Absprache.
Web: www.heimatmuseum-dornach.ch
Text und Fotos: Sebastian Jüngel