Ruine Hilzenstein Dornach
Zusätzlich zum prominenteren Schloss Dorneck steht in Dornach die Ruine Hilzenstein. Zu sehen ist hier ein markanter Felsensolitär mit einem Sgrafitto von Theodor Ganz.
Mit öffentlichem Verkehr ist die Ruine Hilzenstein nicht direkt zu erreichen. Man kann allenfalls bis Busstation Dornach, Musikschule, fahren und die Hochwaldstrasse hinaufwandern. Ich fahre diesmal mit einem Elektrobike die Hochwaldstrasse hinauf. Bald nach dem Hinweis auf den ‹Tiefentalhof› geht es ein kurzes Stück die Dornacherstrasse weiter, bis das Schild ‹Hilzenstein› dazu einlädt, links abzubiegen. Doch nicht dieses, sondern das kleinere Schild ‹Ruine Hilzenstein› führt zum Ziel (Hilzenstein ist auch ein Felsenname in der Nähe).
Nach Abstellen des E-Bikes folge ich dem ausgeschilderten, felssteinigen Weg immer weiter hinauf. Er führt über manche Windungen, bis es einen breiten Weg weitergeht. Das Hinweisschild ‹Ruine Hilzenstein› weist schliesslich in eine Wildnis hinab.
Hier geht es relativ steil weiter zum Felsensolitär, auf oder um den herum die Burg Hilzenstein gestanden hat. Es ist eine jeder Stätten, bei denen man den historisch Bewanderten glauben muss, dass hier eine Burg gestanden hat, denn zu erkennen ist davon eigentlich nichts mehr. Der geübte Blick kann aber wohl anhand von Terrassierungen – vermutlich für Ökonomiegebäude – auf einen Siedlungsbau schliessen.
Dazu passt, dass für die Burg Hilzenstein keine urkundliche Erwähnung überliefert ist. Im ‹Burgenwanderbuch Birseck – Schwarzbubenland – Laufental› wird vermutet, dass es sich um ein Jagdschloss und Sitz eines Zweiges der Ritterfamilie derer von Münch gehandelt haben könnte, «deren Angehörige in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts den Beinamen ‹Gempener› führten». Immerhin gab es hier Funde wie Ofen- und Geschirrkeramik sowie Pfeileisen und Messer. Thomas Brunnschweiler stellt in einem Beitrag im ‹Wochenblatt› vom 22. April 2020 klar: «Nun gab es aber vor der frühen Neuzeit keine Jagdschlösser. Kein Jagdschloss wäre auf eine Felszinne erbaut worden. Die Fährte zu Hirsch und Jagd führt also in die Irre.» Wohl beim Erdbeben von Basel 1356 wurde die Anlage zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Bis vor einiger Zeit (laut Wikipedia 2010er-Jahre) konnte man den Felsen über eine Holzleiter erreichen, heute ginge das nur mit entsprechender Kletterausstattung.
Doch auch ohne Klettern lohnt sich der Besuch. Denn hier hat – schon beim Abstieg erkennbar – der Maler Theodor Ganz 1940 ein Sgrafitto in die östliche Felsenwand eingearbeitet. Er war hier als Korporal (Nachrichten-Unteroffizier) mit anderen Soldaten auf einem Beobachtungsposten für die Anmarschwege im Birseck im Dienst. Sein Vorgesetzter hatte Verständnis dafür, dass aus Langeweile dieses Sgrafitto entstand. Es greift Motive der Sage ‹Der Hirsch am Hülzistein› auf, worin und womit eine ‹Ruine Hülzistein› belegt ist. Die Sage handelt von einem jungen Wilderer, der bei Neumond «einen schneeweissen Hirschen mit einem mächtigen Geweih» erblickt. Die auf seinem Rücken sitzende, lächelnde Erscheinung einer Jungfrau blendet ihn; er lässt von seinem Vorhaben ab, muss aber erst noch seine Augen schonen. Kaum ist er wieder genesen, bricht er in einer «sternenklaren Nacht» erneut zur Ruine Hülzistein auf. Diesmal zielt er auf den wiederum auftauchenden weissen Hirschen (ohne Jungfrau), verliert nach einem «flammenden Blitz» sein Augenlicht und stirbt nach drei Tagen.
Theodor Ganz (1896–1956) war ein in Dornach rege tätiger Künstler, mit dem Goetheanum eng verbunden.
Text und Fotos: Sebastian Jüngel
Quellen:
Wikipedia ‹Ruine Hilsenstein›
Burgenwanderbuch Birseck – Schwarzbubenland – Laufental
Material aus dem Familienarchiv von Familie Ganz
Sagen der Schweiz. Solothurn, herausgegeben von Peter Keckeis, Zürich 1987