Von 15. August bis 1. September 2024 wurde das Stück «Zünder» zehnmal in Dornach aufgeführt. Die unterschiedlichen Gedankenwelten am Goetheanum und in der Munitionsfabrik in Dornach zur Zeit des Ersten Weltkriegs wurden kontrastreich gegenübergestellt. Für die Umsetzung gewann Autor Patrick Tschan viele Gruppen aus dem Schwarzbubenland, Georg Darvas führte Regie.
Dornach hat ein besonderes Schicksal. Hier war der Schauplatz der Dornacher Schlacht, heute gehört ein Teil des Schlachtfelds zum Goetheanum-Gelände. Jahrhunderte später brach der Erste Weltkrieg aus, und die Dornacher Metallwerke stellten Munition für die am Krieg Beteiligten her, während gleichzeitig Menschen aus teils dort beteiligten Nationen am ersten Goetheanum arbeiteten. Patrick Tschan macht in seinem Stück «Zünder» diesen Kontrast anschaulich.
Für die Umsetzung leistete er ganze Arbeit: Schon dass die «Metalli» und die Schreinerei des Goetheanum als authentisch-historische Spielorte gewonnen werden konnten, ist eine Einmaligkeit. Zudem waren etliche Dornacher Gruppen einbezogen: Statistinnen und Statisten vom «Hügel» wirkten mit, der Musikverein Concordia Dornach stimmte das Publikum auf die nationalen Emotionen ein, der Kinderchor der Musikschule Dornach brachte in bedrückendem Kontrast mit lieblicher Melodie Martialisches zum Besten – unter Einbezug der Kompetenzen des Neuen Theater Dornach.
Im Stück gibt es zunächst die Anthroposophinnen und Anthroposophen. Aus der Ferne der Metallwerke wirken sie weltfremd, haben Zeit zum Tanzen und Philosophieren. Doch auch hier leben Eigenwilligkeit (Kleopha will sich mit der Eurythmie nicht ein neues Korsett schaffen – sie will sich tänzerisch so ausdrücken, wie es ihren Seelenstimmungen entspricht) und der Wille zum gesellschaftlichen Wandel. Die Konzentration auf gleich zwei adelige Damen ist wohl der dramaturgischen Idee der Zuspitzung geschuldet, immerhin dürfen sich aber auch mal bürgerliche Vertreterinnen und Vertreter in nationaler Rage verlieren. Ihnen stehen zwei Arbeiter aus den Metallwerken gegenüber, der Weinbergbesitzer Serge aus dem Elsass und der feinsinnig-kauzige Fritz aus Reigoldswil. Er wird es sein, der mit einem übersinnlichen Erlebnis im Hintergrund und der Suche nach einer zukunftsgerichteten Tätigkeit von der Munitionsfabrik zum Goetheanum wechselt, während Serge nach einem Sabotageakt an der Front eingesetzt wird, schmerzlich vermisst von Kleopha.
Text: Sebastian Jüngel
Foto (Generalprobe vom 14. August 2024): François Croissant