Seewen See
Seewen hat gleich zwei Seen: einen einstmaligen und einen noch bestehenden. Der eine wurde zur landwirtschaftlichen Nutzfläche, der andere, der Baslerweiher, ist nun das Zentrum eines artenreichen Naturschutzgebietes.
Wie auch sonst oft, ist mein Ausgangspunkt eine Busstation, hier Seewen, Herrenmatt. Seewen heisst so, weil das Dorf an einem See liegt. Doch mit dem See – oder genauer: den Seen – in Seewen ist das so eine Geschichte.
Ein See, den es nicht mehr gibt
In Seewen gab es einen natürlichen See, entstanden durch den Fulnau-Bergsturz am Ende der letzten Eiszeit. Genauer gesagt: An diesem See mit stattlichem Ausmass von bis zu zwei Kilometern Länge siedelten sich Menschen an und gründeten das Dorf Seewen (‹am See›), denn hier, im See, gab es Fische. Das zeigt noch heute der Fisch im Gemeindewappen.
Doch halt, im Wappen sind auch zwei Rohrkolben zu sehen. Nun, wo Wasser ist, sind im Sommer auch Mücken. Und da wohl der Fischfang nicht zum Leben genügte, richtete sich das Augenmerk der Bewohnerinnen und Bewohner von Seewen auf eine künftige Landwirtschaft. Ab 1588 wurde der See trockengelegt. Da der Versuch nicht ganz erfolgreich war – das Wasser floss nicht vollständig ab –, bildete sich hier ein Sumpf, und zwar bis 1923, wobei es schon ab 1917 neue Entwässerungsmassnahmen wie den Bau eines neuen Tunnels und eines Kanals sowie eines Entwässerungssystems für die Felder gab.
Weniger als 100 Jahre später vermissten einige den See: Und die Idee kam auf, den See wieder anzulegen. Wie das aussehen könnte, wurde bei der Gewerbeausstellung 2012 visualisiert. Bis heute (2024) wurde jedoch weder Badi noch Bootsverleih realisiert.
Wer den Spuren des abgelassenen Seewener Sees nachgehen möchte, kann sich, das Dorf im Rücken, auf das Gebiet zwischen der Einmündung der Hochwaldstrasse in die Grellingerstrasse bis unterhalb der Busstation Seewen, Seetalhöhe (!), und dem parallel dazu fliessenden Seebach einstimmen. Am Seebach führt der Wegbach, später Seelochweg, entlang. Wer genug vom ehemaligen See hat und gern höher steigen möchte, kann der Route ‹Rund um den einstigen Seewener See› der Gemeinde Seewen folgen.
Künstlich angelegt: der Baslerweiher
Doch ich bleibe bei meinem Thema und wende mich dem nächsten See zu. Seit 1870 gibt es in Seewen den Baslerweiher. Er ist ein künstlich angelegter See, gespeist durch den mit einem 80 Metern breiten und 10 Meter hohen Wall gestauten Seebach.
Ich wandere also von der Busstation Herrenmatt die Bachstrasse Richtung Dorf, biege rechts in die Allmendstrasse, die in den Mühlenmattweg übergeht. Vor dem Hof schlage ich den Wanderweg ein. Dieser führt mich nach vielleicht 300 Metern zum Baslerweiher. Die andere Seeseite wird von der Bretzwilerstrasse gesäumt und kann zu Fuss nicht begangen werden. Wer direkt den Baslerweiher aufsuchen möchte, kann dies von der Busstation Seewen, Bretzwilerstrasse, tun. Von hier wenige Schritte Richtung Dorf, links in die Käsereistrasse, die in die Allmendstrasse übergeht, bei deren Gabelung der Weg nach rechts über den Mühlenweg zum Baslerweiher führt. Von hier ergeben sich dem Wanderweg entlang immer wieder neue Aussichten auf den Weiher mit Sitzbänken.
Der Baslerweiher wurde als Trinkwasserreservoir für die Stadt Basel angelegt, in einem Becken unterhalb des Weierbärgli, gespeist vom Seebach. Die Nutzung dauerte 70 Jahre. Seit 2008 gehört der Weiher zum Kanton Solothurn – dort ist der Kleinsee mit einer Fläche von rund 1,7 Hektaren gleich schon der grösste See des Kantons!
Hier siedelte sich ein Auenwald mit Erlen, Weiden und Eschen an. Und nicht nur sie: Die Pflanzen- und Tierwelt um ihn herum ist artenreich. So ist der Weiher kantonales Naturschutzgebiet geworden und gehört zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung.
Der Weg am See selbst ist kurz, ohne Verweilen dauert er vielleicht zehn Minuten auf einer Weglänge.
Quellen
Schweizer Seen
Beitrag SRF
WWF
Text und Fotos: Sebastian Jüngel